Lange
war man der Meinung, dass zu viel Fett die schlimmste Ernährungssünde
überhaupt sei. Doch der Fokus richtet sich immer mehr auf den
Zucker. Besonders problematisch ist die Kombination aus Stress und
Zuckerkonsum. Dann steigen die Cortisolwerte im Blut und es bildet
sich ungesundes Bauchfett.
Mit
ungesundem Bauchfett sind nicht die subkutanen Speckröllchen
gemeint, sondern Fettgewebe, das sich um die Organe im Bauchraum
bildet. Dieses besitzt besonders viele Cortisol-Rezeptoren und
reagiert daher höchst sensibel auf das Stresshormon.
Doch
eine dauerhaft zu hohe Cortisolausschüttung – durch Stress und
Zucker begünstigt – kann auch zu Burnout-Symptomen führen. Die
Nebennieren brennen aus und ständige Erschöpfung ist die Folge.
Hohes Cortisol fördert schädliches Bauchfett
Im
Februar 2014 wurde im Fachjournal „Obesity“ eine Studie
veröffentlicht, die eine erschreckende Wirkung von Zuckerverzehr bei
Jugendlichen zeigte (Gyllenhammer,
2014). Hohe Cortisolwerte in Kombination mit hohem Zuckerkonsum haben
einen besonders schädlichen Einfluss auf das Körperfett. Während
eine fettreiche Ernährung, die auch zu Übergewicht führen kann,
diese negative Wirkung nicht hervorbrachte.
Schon
länger ist bekannt, dass dauerhaft hohe Cortisolwerte die Entstehung
von gefährlichem Bauchfett, metabolischem Syndrom und
Insulinresistenz fördern. Extrem hohe Cortisolwerte werden durch
eine medikamentöse Cortisol-Langzeittherapie oder einen sogenannten
Morbus Cushing (Überfunktion der Nebennieren) hervorgerufen.
Erhöhte
Cortisolwerte treten auch stressbedingt auf. Allerdings führen diese
nicht immer zu vermehrtem Bauchfett. Wie die Forscher herausfanden,
ist es eben der Zucker, der die Wirkung des Cortisols gefährlich
verändert.
Übergewicht
in Verbindung mit Bauchfett
Übergewicht
wird insgesamt mit einem erhöhten Risiko von Erkrankungen wie
Insulinresistenz, metabolischem Syndrom, Diabetes Typ 2 und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Das Risiko für
Folgeerkrankungen ist jedoch besonders hoch, wenn viel Bauchfett,
genauer gesagt, viszerales Fett vorhanden ist.
Hohe
Cortisol-Werte stehen in einem signifikanten Zusammenhang mit
viszeralem Fett, nicht jedoch mit dem insgesamten Körpergewicht, dem
BMI, dem subkutanen Fett oder dem Taillenumfang. Das heißt,
Übergewicht ist nicht gleich Übergewicht. Es kommt auf die Art der
Fettverteilung an.
Die
ungesunde Co-Wirkung von Zucker und Stress
In
der Studie zeigte sich also, dass Zucker der Bösewicht war, der eine
gefährliche Wirkung von Cortisol auf das Bauchfett erzeugte.
Eine
übermäßige Kalorienzufuhr war dann besonders problematisch, wenn
die zusätzliche Kalorienmenge aus Zucker bestand. Bei den
Jugendlichen wurde sich dieser vor allem in Form von fruktosereichem
Maissirup einverleibt, der als billiges Süßungsmittel in Softdrinks
und vielen gesüßten Speisen enthalten ist. Dass gerade Fruktose
schädlich für Leber und Blutgefäße ist, wurde in einer anderen
Studie mit Jugendlichen aus dem letzten Jahr festgestellt (Lustig,
2015).
Zucker
und chronischer Stress verändern den Cortisol-Stoffwechsel und
verstärken seine Wirkung auf das Gewebe. Bei einer Fett- und
Proteinaufnahme bleibt diese Wirkung aus, was den Sinn einer Low-Carb
oder Paleo-Diät unterstreicht.
Stress und Zucker
führen zu Typ 2 Diabetes
Stress führt zur
vermehrten Cortisolfreisetzung und lässt den Blutzuckerspiegel
steigen. Kommt eine zuckerreiche Ernährung dazu, bildet sich krank
machendes Bauchfett. Das viszerale Fettgewebe schüttet seinerseits
hormonelle Botenstoffe aus, die eine Insulinresistenz verursachen
können. Der vermehrte Zuckerkonsum lässt zudem die Blutfettwerte
steigen, wodurch die Insulinresistenz verstärkt wird.
Die zunehmende
Insulinresistenz der Körperzellen verhindert das Einströmen von
Glukose, wodurch der Blutzuckerspiegel ansteigt. Die
Bauchspeicheldrüse reagiert mit einer vermehrten
Insulinausschüttung. Bleiben Blutfettwerte und Fettgewebshormone
dauerhaft erhöht, entsteht ein Teufelskreis aus Insulinresistenz,
erhöhten Blutzuckerwerten und kompensatorischer Insulinproduktion.
Mit der Zeit macht
die Bauchspeicheldrüse schlapp und kann die erforderliche
Insulinmenge nicht mehr bereitstellen. Es entwickelt sich ein
Diabetes mellitus Typ 2. Anfängliche Symptome wie Energielosigkeit,
weitere Gewichtszunahme und Infektanfälligkeit werden oft nicht
ernst genommen. Die Diagnose wird in vielen Fällen erst dann
gestellt, wenn bereits Folgeschäden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen
aufgetreten sind.
Stress
und Zucker führen zur Nebennierenschwäche
Die
Bauchspeicheldrüse und die Körperzellen sind nicht die einzigen
Leidtragenden. Schließlich müssen die Nebennieren das Stresshormon
Cortisol bereitstellen. Durch ständigen Stress kommen sie an den
Rand ihrer Belastbarkeit. Ein hoher Zuckerkonsum lässt zudem einen
Teufelskreis aus zu hoher Insulin- und Cortisolausschüttung
entstehen. Denn die beiden Hormone spielen in zwei gegnerischen Teams
und wollen genau das Gegenteil. Cortisol will den Blutzuckerspiegel
heben, Insulin senkt ihn.
Nach dem Verzehr
großer Mengen Zucker muss entsprechend viel Insulin ins Blut gepumpt
werden. Der Zucker ist jedoch rasch verbraucht, während der
Botenstoff Insulin noch eine Weile länger in den Blutbahnen
unterwegs ist. Folglich sinkt der BZ-Spiegel nun stark ab, auch als
„BZ-Schaukel durch Zuckerkonsum“ bekannt [siehe auch Grundlagenkurs "Abnehmen ohne Hunger"]. Damit wir jetzt nicht
zusammenklappen, müssen wir entweder schnell wieder was Süßes
essen oder die Nebennieren müssen Stress machen. Das heißt sie
müssen vermehrt Cortisol zur Gegenregulation ausschütten. Cortisol
mobilisiert nun gespeicherte Kohlenhydratreserven und lässt den
BZ-Spiegel wieder ansteigen.
Wiederholen wir das
Spiel von hohem Zuckerkonsum und ständigem Stress, machen die
Nebennieren irgendwann schlapp. Ähnlich wie bei der
Bauchspeicheldrüse folgt dann auf eine lange Phase der zu hohen
Hormonausschüttung eine nunmehr verminderte Produktion des
Stresshormons. Dann fühlen wir uns ständig müde und erschöpft,
weil uns das kostbare Cortisol fehlt um unseren Kreislauf in Schwung
zu bringen und die Energieversorgung anzukurbeln.
Nebennierenschwäche
erzeugt zahlreiche Probleme
Eine Schwäche der
Nebennieren kann zudem zahlreiche Nebensymptome und Folgeerkrankungen
erzeugen. So führt sie zu einer latenten Schilddrüsenunterfunktion,
was sich in unerklärlicher Gewichtszunahme und Trägheit ausdrücken
kann. Die regulierende Funktion des Cortisols auf unser Immunsystem
geht verloren und es zeigen sich die unterschiedlichsten
chronisch-entzündlichen Erkrankungen (Miller, 2014). Ob Rheuma,
Migräne, chronische Darmentzündungen, Hashimoto Thyreoiditis,
Neurodermitis, chronische Infektionen (wie EBV) oder
Infektanfälligkeit, die Liste ließe sich lange fortsetzen.
Mit
einfachen Mitteln zum Erfolg
Die Rechnung scheint
also denkbar einfach: Gesundheit = weniger Stress + weniger Zucker.
Das klingt zu einfach im Angesicht solcher Schwergewichte von
Krankheiten wie Diabetes und Rheuma. Natürlich gibt es zahlreiche
weitere Einflussfaktoren für die Entwicklung von chronischen
Erkrankungen. Genetische Faktoren und Umweltgifte gehören dazu.
Aber oft sind
einfache Dinge wichtiger als große Taten. Ein chinesisches
Sprichwort besagt, dass eine Unze Prävention so
viel wert ist wie
ein Pfund Therapie.
Schutzfaktor
Omega-3-Fettsäuren
In
der erwähnten Studie von Gyllenhammer und Co. wurde auch die
Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren untersucht. Dabei fand man heraus,
dass Omega-3-Fettsäuren die schädliche Wirkung von Cortisol und
Zucker auf das Bauchfett vermindern. Nur bei Personen mit niedriger
Omega-3 Einnahme gab es die ungünstige Beziehung zwischen Cortisol
und Bauchfett. Omega-3-Fettsäuren hatten dabei zwar keinen Einfluss
auf den Cortisol-Spiegel, aber sie verhinderten, dass sich vermehrt
viszerales Fettgewebe bildete.
Neben
einer besseren Stressbewältigung und der Reduzierung des
Zuckerverzehrs sollte man demnach auf gesunde Fettsäuren setzen.
Im
diesem Sinne - investieren Sie ein paar Unzen in Ihre Gesundheit und
bleiben Sie gesund!
Ihr
Heilpraktiker in Berlin Schöneberg
Reinhard
Clemens
Quellen:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3946447/
Kuo
et al: Chronic
stress, combined with a high-fat/high-sugar diet, shifts sympathetic
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metabolic syndrome. Ann
N Y Acad Sci.
2008 Dec;1148:232-7. doi: 10.1196/annals.1410.035.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19120115/
Lustig et
al: Isocaloric
Fructose Restriction and Metabolic Improvement in Children with
Obesity and Metabolic Syndrome. Obesity
(2015) 00, 00–00. doi:10.1002/oby.21371 www.obesityjournal.org
Miller et al:
Greater
inflammatory activity and blunted glucocorticoid signaling in
monocytes of chronically stressed caregivers. Brain
Behav Immun. 2014 Oct;41:191-9. doi: 10.1016/j.bbi.2014.05.016. Epub
2014 Jun 2. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25242587
Reaven, GM:
Insulin resistance: the link between obesity and cardiovascular
disease. Med Clin
North Am. 2011 Sep;95(5):875-92.