Abnehmen: Gesund schlank - Der Blog zur Abnehmen-Community: August 2019 '; //twitterString += '


Bildquelle: Uwe Knop / Fotografin Marina Stoettwig

Disclaimer: Ich durfte ein Rezensionsexemplar kostenlos lesen, ohne zu einem Artikel darüber oder gar einer positiven Darstellung verpflichtet worden zu sein.

Zur besseren Lesbarkeit für Nicht-Naturwissenschaftler ist das Buch populärwissenschaftlich verfasst. Das bedeutet, dass auf Fachtermini verzichtet wird und komplexe wissenschaftliche Themen vereinfacht, unterhaltend und damit verständlicher präsentiert werden. Ein bisschen wie in der “Sendung mit der Maus”, wie der Autor selbst demonstriert. Es wird jedoch betont, dass alle herangezogenen Quellen und Studienergebnisse vorliegen. Wer es genauer wissen will, kann über eine Kontakt-E-Mail-Adresse nachfragen.

Dein Körpernavigator zum besten Essen aller Zeiten

In den ersten Kapiteln erläutert Uwe Knop, inwiefern die verschiedenen Ernährungsformen als Mittel der Identitätsfindung oder als Ersatzreligion dienen. Denn er stellt fest: Die gesunde Ernährung gibt es nicht. Es gibt schlichtweg keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, weil die Praxis der Ernährungsforschung zur sicheren Erkenntnisgewinnung nichts taugt. Zum einen, weil Beobachtungsstudien bei der unüberprüfbaren Datenerhebung (Abfrage Ernährungsverhalten) auf die Ehrlichkeit der Teilnehmer angewiesen sind, zum anderen, weil die statistische Auswertung Zusammenhänge von Ursache und Wirkung vorgaukelt, wo keine zu finden sind. Das Buch soll dabei helfen, endlich sein schlechtes Gewissen wegen der Lebensmittelauswahl abzulegen. Es gebe genau eine brauchbare Langzeitstudie und die ergab, dass die Ernährung egal sei. Im zweiten Teil des Buches erklärt er die Prinzipien des intuitiven Essens (IE): Den individuellen Essstil, der zum persönlichen Gesundgewicht führen soll.

Diese Kritik an der Ernährungsforschung ist mir nicht neu. Auch Nadja Hermann nahm in ihrem Buch “Fettlogik überwinden” eine Studie nach der anderen auseinander und kam zu dem Schluss, dass es an echter Wissenschaftlichkeit mangelt. Das Gefühl beim Lesen war dasselbe: Artikel zu irgendwelchen Studienergebnissen kann man getrost in die Tonne treten. Die genauen Bedingungen kann man als Laie eh nicht nachprüfen, also ist man auf die Interpretation des jeweiligen Autors angewiesen. Knop und Hermann sind sich in einem Punkt einig: Das einzige, was wirklich krank macht, ist das Zuviel. Ansonsten kann man essen, was man will und was einem schmeckt.

Doch was ist Zuviel? Wo ist die Bezugsgröße?

An diesem Punkt scheiden sich die Geister. Während Hermann der Meinung ist, dass man ein Zuviel nur durch aktive Kontrolle der Kalorienaufnahme verhindern könne, baut Knop auf die natürlichen Körpersignale Hunger und Sättigung. Während Nadja Hermann proklamiert, dass es ja nicht an den Diäten läge, dass man wieder zunimmt, sondern an der eigenen Inkonsequenz, schiebt Uwe Knop den schwarzen Peter den Diäten zu. Die Diäten seien die Wurzel allen Übels, die uns nicht langfristig schlank, sondern immer dicker und zudem depressiv werden lassen - der Kanon aller Vertreter des intuitiven Essens. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass mich Kalorienzählen tatsächlich nicht dauerhaft schlank gemacht hat. Dafür habe ich mir Essanfälle und ein verqueres Selbstbild angelacht. Beides bin ich mit dem intuitven Essen wieder losgeworden. Doch gilt ein Beispiel für alle?

Der BMI

Auch in Sachen BMI (hier zu unserem BMI / Zielgewicht-Rechner) gehen beide Bücher auseinander, auf den ersten Blick. Liest man die entsprechenden Kapitel bei Frau Hermann aufmerksam nach, bewertet auch diese den BMI als unbrauchbar - allerdings deshalb, weil er zu häufig Normalgewicht attestiert, wo ein gesundheitsschädlicher Körperfettanteil vorläge. Während sie, wenn man den BMI als Vergleichsgröße heranzieht, zusammen mit einer handvoll Studien zu dem Schluss kommt, dass das gesündeste Gewicht im unteren Normalbereich angesiedelt sei, hält Knop eine banale Statistik entgegen: Die Deutschen werden immer älter… mit einem BMI über 25. Untermauert wird dieses Statement mit zahlreichen internationalen Übersichtsstudien (Meta-Analysen), die ergaben: Die höchste Lebenserwartung haben Menschen mit einem Übergewichts-BMI von 27.

Nicht von der Hand zu weisen ist Hermanns Vergleich von Adipositas mit dem Rauchen: die gesundheitlichen Folgen stellen sich schleichend ein, wie auch häufig das Übergewicht selbst. Wenn die gesundheitliche Beeinträchtigung durch das Gewicht festgestellt wird, ist es ja schon zu spät. Ist es dann nicht doch gesünder, (massives) Übergewicht von vornherein zu vermeiden?

Ursachen des Übergewichts

Gleichzeitig stellt sich auch hier die Frage, wodurch Übergewicht überhaupt bedingt wird. Wenn man die Wurzel allen Übels kennt, kann man sie doch ausreißen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig. Eine davon ist etwa das emotionale Essen - Essen ohne körperlichen Hunger aus verschiedenen Gefühlslagen heraus. Uwe Knop empfiehlt Menschen, die unter ihrem Übergewicht leiden, eine Einzelfallanalyse, um erstens das individuelle, meist komplexe Ursachengeflecht herauszufinden und zweitens dann gezielte Maßnahmen zur Gewichtsreduktion einzuleiten, die mehr beinhalten als Obst und Gemüse zu essen und sich mehr zu bewegen.

Der Ratgeber richtet sich allerdings an gesunde Menschen, die weder an einer geistigen noch körperlichen Erkrankung leiden. Leider bleibt im Weiteren unklar, ab wann z.B. eine behandlungsbedürftige Essstörung vorliegt. Etwa bedingt durch Diäten oder wenn man Essen zur Bewältigung von Emotionen einsetzt.

Der Ratgeber schließt mit einer kompakten und leicht verständlichen “Anleitung”, um die eigenen Körpersignale wieder zu hören und zu beachten, wieder aus körperlichem Hunger zu Essen und die Mahlzeiten endlich wieder frei von Schuldgefühlen zu genießen. Ich habe inzwischen schon mehrere Ratgeber zum intuitiven Essen gelesen und dieser ist mit Abstand der brauchbarste. Ohne viel Geschwurbel, kurz und knackig. Ich bedanke mich hiermit bei Uwe Knop und dem Polarise-Verlag für das kostenlos zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar von “Dein Körpernavigator zum besten Essen aller Zeiten”.

Außerdem möchte ich mich ganz herzlich bei Uwe Knop für das folgende Interview bedanken, um offene Fragen zum intuitiven Essen zu klären.

Interview mit Uwe Knop

Sehr geehrter Herr Knop, am Ende des Buches zählen Sie eine Reihe von Studien auf, die positive Effekte der intuitiven Ernährung (IE) “feststellen”. Allerdings mit denselben mangelhaften Methoden, die sie zuvor anprangern. Wieso sind Sie gerade von der intuitiven Ernährung aber überzeugt? Handelt es sich dabei nicht nur um eine weitere Diätform?

Uwe Knop: Die Studien sollen einerseits zeigen, dass über IE wissenschaftlich geforscht wird – und diese Forschung kann bis dato auch nur beobachten, das ist richtig und das formuliere ich ja auch klar. Was sie beobachtet, ist viel versprechend – aber selbstverständlich kein Beleg für IE als die „einzig wahre Ernährungsform“. Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Ich bin absolut überzeugt von IE, hier reicht ein Appell an den gesunden Menschenverstand: Da es keine Beweise für gesunde Ernährung gibt, wer außer Ihrem Körper sollte wissen, welche Ernährung für Sie persönlich die beste und gesündeste ist? Niemand.

Ist intuitives Essen Ihrer Meinung nach für jeden geeignet? Auch für (stark übergewichtige) Menschen, denen aus medizinischen Gründen (etwa Gelenkprobleme, Bluthochdruck, Diabetes)  zur schnellen Reduzierung des Gewichts geraten wird? Können auch adipöse Menschen mit Hilfe des intuitiven Essens auf ihr natürliches, gesundes Gewicht abnehmen?

Uwe Knop: Meine Botschaften richten sich gesunde Menschen. Wer krank ist, der muss zum Arzt. Bei Patienten mit einem gestörten Essverhalten kann IE sicher dazu beitragen, wieder gesünder zu essen und werden. Aber das ist immer im Rahmen einer detaillierten Einzelfallanalyse zu klären. Pauschallösungen gibt es bei Kranken keine.

Therapieplätze bei Essstörungen sind Mangelware, dann noch einen Befürworter des intuitiven Essens zu finden vermutlich wie ein 6er im Lotto. Gibt es ein zentrales Verzeichnis, um geeignete Therapeuten zu finden? Ab wann ist eine Therapie überhaupt ratsam?

Uwe Knop: Da empfehle ich ANAD e.V. Deren Sicht auf so manch „gesunde Initiativen“ ist sehr reflektiert. Als aktuelles Beispiel ist das Doppelinterview Scorektiker - führt der Nutri-Score zur neuen Essangst?  lesenswert.
Man sollte professionelle Hilfe holen, wenn sich alles nur noch ums Essen dreht und man mehr Probleme & Schwierigkeiten bekommt als es Freude & Genuss bringt. Aber diese Schwelle muss jeder für sich selbst erkennen. Wenn einer lustig & zufrieden mit Kalorienzählen durchs Leben spaziert, so what. Wenn eine Frau bei 1.70 aber nur noch 45 Kg wiegt, weil ihre "vegan-clean-eating-bio-kost" ja soooo gesund ist, dann wird es Zeit für die Therapie. Also es gibt klare Fälle, aber die Alltagsfrage, die muss jeder für sich selbst beantworten. Fühle ich mich mit meinen Essverhalten wohl? Wenn ja, alles gut. Wenn nein: Warum mache ich das und was muss ich ändern? Wenn man was ändern will, es aber nicht kann, dann sollte man externe Hilfe beanspruchen.

Sie schreiben, dass der Körper immer wieder sein Höchstgewicht anstrebt. Ist eine dauerhafte Abnahme durch das intuitive Essen überhaupt möglich oder erreicht man damit lediglich, nicht weiter zuzunehmen?

Uwe Knop: IE ist keine Diät, IE ist keine Ernährungsform, die primär dem Abnehmen dient. IE kann zu mehr Zufriedenheit, Selbst-Bewusstsein (im doppelten Sinne), Genuss und zu einer besseren Lebensqualität insgesamt führen. Ob Sie dabei ab- oder zunehmen oder Ihr Gewicht gleich bleibt, das ist immer individuell – alle Richtungen sind möglich, je nachdem wie Sie vorher gegessen haben und wo Ihr Gewicht lag.

Es heißt, dass die Sättigung unter anderem durch Rezeptoren in der Magenwand spürbar wird. Doch der Magen eines an Adipositas leidenden Menschen ist von zu vielen zu großen Portionen überdehnt. Kann er dennoch auf seine Sättigungssignale vertrauen und Gewicht verlieren?

Uwe Knop: Auch hier lässt sich keine Pauschalaussage treffen. Ein Drittel der Adipösen sind stoffwechselgesund, sie haben keine organischen Probleme – sie können sicher auf ihre Sättigungssignale vertrauen, warum auch nicht. 70 – 80 % des Körpergewichst werden durch die Gene determiniert, also vorherbestimmt. Aus einem Bernhardiner lässt sich kein Windhund „er-essen“. Unabhängig vom Gewicht, die Gretchenfrage lautet immer: Sind Sie gesund und zufrieden?

Das intuitive Essen “wirbt” damit, dass es keine Verbote gäbe. In einem Nebensatz wird aber meist zu wenig verarbeiteten, frischen und selbst zubereiteten Speisen geraten. Verwässern industriell verarbeitete Lebensmitteln mit all den chemischen Zusätzen zusammen mit Fooddesign, das zum Weiteressen anregen soll, doch unser Sättigungsempfinden? Ist es also nicht egal, WAS wir essen?

Uwe Knop: Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Es gibt bei IE keine Verbote. Daher empfehle ich immer alles zu probieren – frisch, verarbeitet, fertig. Was einem schmeckt und gut bekommt, ist „drin“ im individuellen Speiseplan und Essportfolio, was nicht, braucht kein Mensch. Egal ob frisch oder fertig.

Angeblich soll der Hunger auf Schokolade einen Magnesiummangel anzeigen. Soll man bei Hunger auf “Spaßessen” wirklich seiner Intuition trauen und zur Schokolade greifen? Oder sollte man durch Nahrungsergänzungsmittel oder einer bewussten Lebensmittelauswahl entgegenwirken? Eine intuitive Ernährung sollte NEMs doch eigentlich überflüssig machen?

Uwe Knop: Kein gesunder Mensch braucht NEM. Nur wenn ein ärztlich diagnostizierter Mangel vorliegt, sollte dieser behoben werden. Beim Essen sollte man immer seiner Intuition vertrauen – wem sonst? Darüber hinaus gibt es keinen Beweis, dass Schokolade dick oder krank macht – die Korrelationen zeigen genau das Gegenteil.  

Häufig sind Essenszeiten durch äußere Umstände doch vorgegeben. Ein Praxistipp von Ihnen: Vorbeugend essen oder Hunger abwarten und aushalten?

Uwe Knop: Immer individuell entscheiden. IE ist kein Dogma. Wenn die Schwiegermutter das erste Mal für einen richtig gut kocht, dann sitzt man nicht da und sagt „Sorry, aber ich habe jetzt keinen Hunger.“ Im Business kann „antizipatorisches Essen“ (vorbeugend) gut sein, wenn ich jedoch auch gut ausharren kann, geht das dito. Das muss jeder selbst entscheiden.

Sie schreiben, dass eine Gewichtszunahme mit dem Alter völlig natürlich sei. Diese zu akzeptieren ist jedoch nicht leicht. Kann man dieser Zunahme nicht durch intuitives Essen entgegenwirken?

Uwe Knop: Dazu gibt es keine Daten. Am besten ausprobieren. Gegenfrage: Wie sollten Sie sonst essen?

Wie bewerten Sie die Versuche, durch eine bewusste Mahlzeitenzusammenstellung eine möglichst lang anhaltende Sättigung zu erreichen? Etwa dass alle Makronährstoffe enthalten sind oder die Blutzuckerregulierung beachtet wird? Hilfreich oder unnötig?

Uwe Knop: Völliger Blödsinn. Gutes und gesundes Essen lässt sich nicht rational komponieren. Hören Sie auf Ihren Körper. Der weiß es immer am besten, was Sie wann brauchen – wer sonst?

“Emotionales Essen sollte eine (...) seltene Ausnahme bleiben” (S.207), schreiben Sie. Haben Sie Tipps, wie jeder selbst emotionalem Essen begegnen kann?

Uwe Knop: Immer absolut ehrlich zu sich sein und sein Essverhalten schonungslos kritisch hinterfragen, wenn es störend wird. Niemals sich selbst verarschen, das bringt nur Probleme.

Wenn das Gewicht zu hoch ist, scheint “die eine letzte Diät” sehr reizvoll, nach der dann intuitiv gegessen werden will. Ihre Einschätzung dieses Plans?

Uwe Knop: IE ist kein Masterplan um abzunehmen. IE als „Diät“ ist ein Missbrauch des echten Essens. Das sollte man nicht machen.

Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach das individuelle Selbstbild für die schlanke Linie? Nimmt der mit Hilfe des IE ab, der darauf vertraut (Special Intuitives Essen), während der scheitert, dem Kalorien zählen sicherer erscheint (Special Kalorien zählen)?

Uwe Knop: Jeder Mensch unterliegt Druck von außen und innen. Die Frage ist: Wie gehe ich damit um? Lasse ich mich beeinflussen und manipulieren oder mache ich das, was mir guttut? Beim individuellen Selbstbild für die schlanke Linie sollte man sich bewusst sein, wer man ist und wo das biologische Wohlfühlgewicht liegt – nicht, was die Umwelt will und die Medien als „Ideal der Zeit“ kolportieren.

Ganz herzlichen Dank, dass Sie sich für die Beantwortung der Fragen so ausführlich Zeit genommen haben!


Zusammenfassung


  • Die eine, gesunde Ernährung gibt es nicht.
  • Im Mittelpunkt sollte stehen, sich mit sich selbst und seinem Essverhalten wohlzufühlen, gleich für welches man sich entscheidet.
  • Ist man damit unzufrieden und sieht sich selbst außer Stande, daran etwas zu ändern, sollte man auf professionelle Hilfe zurückgreifen.
  • Intuitives Essen sollte nicht als Diät missbraucht werden. Wer zuvor häufig aus emotionalen Gründen gegessen hat, wird vermutlich abnehmen. Doch dies kommt auf die persönliche Ausgangslage und vor allem auf die genetische Disposition an.


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