"Man kann den Rechnern im Netz und den Apps nicht trauen, die bringen ja alle verschiedene Ergebnisse!" - Facebook NutzerIn
In diesem Artikel möchte ich kurz erklären, warum das so ist und wieso das trotzdem alles seine Richtigkeit hat.
Will man mit Kalorien arbeiten, braucht man anfangs Vertrauen in die diversen Rechner.
Zwei Rechenwege sind dabei besonders interessant / schwer verständlich, obwohl es eigentlich ganz einfach ist:
- der Grund- bzw. Gesamtumsatz
- der Kalorienverbrauch bei Sport
Der Kalorienverbrauch beim Sport
Oft liest man auf Facebook, wie sich Abnehmwillige gegenseitig erzählen, wie viele Kalorien sie selbst beim Sport verbrauchen und dass z.B. "400 kcal Verbrauch für Joggen in einer halben Stunde VÖLLIG UTOPISCH sind" - nein, sind sie nicht, es kommt auf das GEWICHT des Sporttreibenden an.
Dein Wagen ist liegengeblieben und muss von der Straße. Du stellst dich dahinter und schiebst.
Je länger der Weg, den Du bis zum Seitenstreifen schaffen musst, desto mehr Energie musst Du für das Schieben aufwenden, hier spielt also die Zeit eine Rolle.
Ebenso ist es natürlich anstrengender oder gar nicht schaffbar, wärst Du LKW Fahrer, das Ding fordert einfach mehr Bewegungsenergie, als Du aufbringen kannst. Die Masse / das Gewicht des Wagens ist also ebenso entscheidend.
Das bringt uns jetzt - ohne, dass wir in die Physikbücher von damals gucken müssen - zu einer einfachen Formel:
Je länger der Weg, den Du bis zum Seitenstreifen schaffen musst, desto mehr Energie musst Du für das Schieben aufwenden, hier spielt also die Zeit eine Rolle.
Ebenso ist es natürlich anstrengender oder gar nicht schaffbar, wärst Du LKW Fahrer, das Ding fordert einfach mehr Bewegungsenergie, als Du aufbringen kannst. Die Masse / das Gewicht des Wagens ist also ebenso entscheidend.
notwendige Energie = Gewicht * Zeit
Das kann man sich vorstellen: verdoppelt sich die Zeit, brauch ich natürlich doppelt so viel Energie, um es zu schaffen. Und verdoppelt sich das Gewicht, brauch ich ebenfalls doppelt so viel Energie.
Und jetzt den Schluss ziehen:
Du BIST das Auto. Und die Energie zum Anschieben muss aus deinen eigenen Muskeln kommen. Wiegst Du 120 Kilo, brauchst Du doppelt soviel Energie, um dich fortzubewegen, als wenn Du 60 Kilo wiegen würdest.
Aus diesem Grund bringt es exakt gar nichts, wenn auf Facebook Werte ausgetauscht werden, wenn niemand genau das gleiche wie der andere wiegt. Das wird uns nachher noch beim Gesamtumsatz beschäftigen, das läuft nämlich auf das Gleiche hinaus.Probieren wir es doch mal gleich mit unserem Blog-Rechner für Kalorienverbrauch aus:
Gewicht 120 kg, Verbrauch für 30 min Joggen = 490 kcal
Gewicht 60 kg, Verbrauch für 30 min Joggen = 245 kcal
Nun ist Joggen ja eine moderate Anstrengung, hat man erstmal kapiert, wie leicht man dazu kommt, 30 Minuten zu schaffen (siehe "Wie man 30 Minuten Joggen schafft"), stellt man verblüfft fest, dass man auch 45 Minuten oder eine Stunde schafft - der Körper gewöhnt sich an die Belastung, die Kondition fehlt nicht mehr. Gewicht 60 kg, Verbrauch für 30 min Joggen = 245 kcal
Jetzt schauen wir uns mal eine härtere Aufgabe an, schneller Dauerlauf:
Gewicht 120 kg, Verbrauch 30 min schneller Dauerlauf = 1042 kcal
Gewicht 60 kg, Verbrauch für 30 min schneller Dauerlauf = 521 kcal
Du siehst, andere Sportart, aber das Prinzip ist das gleiche: doppeltes Gewicht = doppelter Verbrauch.Gewicht 60 kg, Verbrauch für 30 min schneller Dauerlauf = 521 kcal
Der Kalorienverbrauch ist jetzt aber höher für beide Sportler, klar, ist ja auch viel anstrengender, mit Vollgas durch die Gegend zu rennen, als gemütlich vor sich hin zu traben. Ungefähr sogar knapp doppelt so viel. Die Kalorienzahl wurde also augenscheinlich ungefähr mal 2 genommen. Dieses Malnehmen, mathematisch genannt Faktor, wird Sportabhängiger Faktor genannt.
verbrannte Energie = Gewicht * Zeit * Sportfaktor
"Das ist doch verrückt, so einfach kann das doch nicht sein! Und wer hat sich diesen Sportfaktor für die Sportarten ausgedacht?"
Doch, tatsächlich ist es so einfach. Das liegt natürlich daran, dass schlaue Mathematiker die Formeln soweit vereinfacht haben, dass es so simpel ist.Was den Sportfaktor angeht: Man kann den tatsächlichen Energieverbrauch messen, allerdings nicht zuhause, sondern in Sportwissenschaftlichen Instituten. Mittels Atemluft-Messungen kann man bestimmen, was der Körper gerade verbrennt. Und das hat man für viele, viele Menschen und so ziemlich jede Sportart gemacht. Aus diesen Messungen berechnete man den Sportfaktor.
"Ich glaub nicht, dass das für mich stimmt, jeder Mensch ist doch verschieden!"
Ich weiß, wir leben im Zeitalter des Individualismus, jeder ist verschieden ("Ich nicht!" - Leben des Brian). Natürlich kann es sein, dass dein Körper mal besser oder mal schlechter funktioniert, Du mal mehr und mal weniger aus der Puste kommst, aber Du hast gerade gesehen - im Grunde ist das alles Physik und nur ganz wenig Biologie.
"Ich verlass mich lieber auf meine Pulsuhr!"
Tja, dann musst Du jetzt gefasst bleiben - deine Sportuhr benutzt nämlich genau die gleichen Formeln!Das einzige, was eine Pulsuhr (wenn, dann mit Brustgurt!) anders macht, ist zu gucken, ob Du dich wirklich die ganze Zeit angestrengt hast. Die Pulsuhr zieht Dir also die zehn Minuten Pause ab, die Du auf der Parkbank verbracht hast. Bist Du ehrlich zu Dir selbst und ziehst mit der Formel die Pausen selbst ab, kommt wieder das gleiche raus.
Da der Artikel bei mir Erklärbär mal wieder länger als ursprünglich gedacht wurde, gibt es demnächst einen genauso einfach verständlichen, warum die Grund-/Gesamtumsatzrechner im Netz scheinbar alle unterschiedliche Werte ausspucken.
Erstmal verlassen wir aber das Kapitel Kalorien des Grundlagenkurses und beschäftigen uns mit Kapitel 2 - Gewicht, und da zuerst, warum das Gewicht auf der Waage so dermaßen schwankt.
Erstmal verlassen wir aber das Kapitel Kalorien des Grundlagenkurses und beschäftigen uns mit Kapitel 2 - Gewicht, und da zuerst, warum das Gewicht auf der Waage so dermaßen schwankt.
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